Hollandwoche 5. Und 6. Klassen

Freitag, 23.6.23

Schlaftrunken, aber gespannt und abenteuerlustig: 113 Schülerinnen und Schüler sowie 12 Lehrpersonen stehen zum geplanten Start um 5:30 Uhr vor der Schule.

Wir stehen im Regen und der Bus kummt net, pünktlich um 5:35 Uhr gibt es stattdessen einen Wolkenbruch – da kommen die Busse gegen 6 Uhr und durchnässte Proviantschachteln, Koffer und Jugendliche werden in die Busse geschlichtet.

Nach kurzer Irrfahrt werden wir an unsere eigentlichen Busfahrer übergeben- und ziehen nach Norden.

Nach einer kurzen Hygienepause an der absolut grauslichsten Autobahnraststätte in deutschen Landen wird die Fahrt auf malerischen Autobahnabschnitten und verlassenen Baustellen fortgesetzt, schließlich erreichten wir den Schauplatz unserer Mittagspause.

Nach Stunden im Bus – die 5a und b – Klasse mit Fahrer Jochen, die restlichen Klassen mit Fahrer Markus– kommen wir gerade noch rechtzeitig vor Dienstschluss der Busfahrer gegen 19 Uhr in der Jugendherberge an.

Zimmerbezug und rasches Umziehen, dann mit Sportkleidung an den wunderbaren Strand, der fast zur Gänze uns gehört.

Volleyballnetze werden unter größtem Einsatz in den Sand gerammt, es gibt Strandfußball vom Feinsten und die Frisbeescheibe fliegt, manchmal sogar dorthin, wo sie soll.

Samstag, 24.6.23

Gestärkt mit einem ordentlichen Frühstück geht es nach Rotterdam zur Hafenrundfahrt.

Es ist schwer, diese als Schwerstarbeit im Pädagogiksteinbruch zu sehen: Sonnenschein, ein selbsterklärendes Touristenschiff, entspannte Schülerinnen und Schüler, die ob der beeindruckenden Kulisse sogar ihre Kernaufgabe – Lehrer ärgern – vergessen.

Bei gefühlt südländischen Temperaturen erreichen wir das Windmühlenmuseum in Kinderdijk. Dort erleben wir eine körperlich fordernde Multivisionsshow (8 Bildschirme im Raum mit unterschiedlichen Projektionen) zur Geschichte der Wasserwirtschaft in Holland.

Natürlich prägen Windmühlen das Klischee von Holland, aber es ist schon sehr interessant zu verstehen, wie geradezu überlebenswichtig dieses ausgeklügelte Kanalsystem, verbunden mit dem Hebesystem der Windmühlen, für dieses Land ist.

Dann gibt es eine für alle zu kurze Pause in der malerischen Stadt Delft, deren Zentrum durch den samstäglichen Markt geradezu pulsiert. Die Stadt – früher bei unseren Großeltern wegen des typischen blauweißen Porzellans bekannt, ist eine Kommune mit 100.000 Einwohnern, wovon ein Teil Student/inn/en an den bekannten Technischen Hochschulen sind.

Zurück in der Jugendherberge geht es nach dem Abendessen wieder an den Strand, allerdings erst nachdem kleine medizinische und seelische Probleme gelöst werden, am Abend herrscht nach der Rückkehr eines kurzzeitig verschollenen Gruppenmitglieds große Freude und ein Großteil der Schüler/innenschaft sinkt ermattet in tiefen Schlaf.

Sonntag, 25.6.23

Tagwache und Zimmerräumen, Bus beladen und Spindkontrolle, ein letztes Mal zum Frühstücksbuffett und Abfahrt nach Amsterdam.

Die Grachtenrundfahrt ermöglicht uns Einblicke in die sozialen Verhältnisse in Amsterdam, leider ist es am Vormittag schon so heiß auf dem Boot, dass es schwer wird, den Erklärungen der Schiffsführerin und den Informationen, die über Kopfhörer vermittelt werden, zu folgen.

Nach mehreren Begegnungen unserer Gruppe mit Kampfbikern und Easy Radlern in der Innenstadt kommen die 5. Klassen im Anne Frank – Haus an, das durch seine didaktisch wertvolle Aufbereitung der damaligen Ereignisse beeindruckt.

Die 6. Klassen besuchen derweil das Rijksmuseum mit seiner unglaublichen Sammlung an Kunstschätzen. Nach einer längeren Mittagspause, die manche Schüler für einige bizarre Einkäufe nützen, wird das Programm gegengleich fortgeführt.

Am Abend geht es dann nach Harlingen, einer pittoresken Hafenstadt, wo die Einschiffung auf die jeweiligen Boote erfolgt.

Montag; 26.7.23

Die ersten Kochgruppen übernehmen die Verköstigung an Bord und nach einer Einweisung durch die Matrosinnen und Matrosen auf den verschiedenen Schiffen in die Grundbegriffe des Segelns gibt es die ersten Segelversuche nach dem Frühstück. Der recht ordentliche Wind fordert dann vor allem die Besatzung der Mermaid sehr, doch gerade in den Ausnahmesituationen zeigt sich auch, was in einer Gruppe steckt. So attestiert die Matrosin Paulina auf der Mermaid nach der Ankunft auf der Insel Terschelling, dass die Klasse sich geradezu darum gestritten habe, wer ihr helfen dürfe, nachdem sie sich leicht verletzt hatte.

Übrigens: Am Ende der Woche stellt sich heraus, dass auf allen Schiffen beide Seiten – Skipper und Crew auf der einen, Klassen und Begleitpersonal auf der anderen – voll des Lobes füreinander sind.

Dienstag, 27.6.23

Da das Wetter gerade dafür passend ist, machte sich der Tross von 124 sportbegeisterten Menschen auf zum Fietsverhuur (Fahrradverleih) und genießt (abgesehen von kleineren Unfällen und ungeplanten Umfahrungen des Ziels) eine wunderbare Radtour.

Mittwoch, 28.6.23

Das Inselhüpfen geht weiter – die Blumenstraßenflotte macht sich auf nach Vlieland, einer kleinen Insel, die bei bestem Wetter schon fast etwas Südseecharme ohne Palmen versprüht. Der Strand lädt zum Baden und Strandsport mit dem mitgebrachten Sportgerät ein.

Donnerstag, 29.6.23

Bei nasskaltem Weg machen sich die Schiffe zu schlaftrunkener Zeit schon vor 6 Uhr auf den Weg zur Naturschutzinsel Richel, um auf den Sandbänken davor „trocken fallen“ zu lassen, d.h. dass wir die Wirkung von Ebbe und Flut drastisch vor Augen geführt bekommen, als unsere auf einer Sandbank stehen. Sofort machen sich Krabbenjäger und Muschelsammler aller Schiffe auf den Weg, um durch den Schlick zu waten und mit allerhand Beute wieder an Bord zurückzukehren.

Nach kurzem Segeleinsatz kehren wir zum Ursprungshafen zurück. Dort gibt es eine Hollandpremiere – auf dem Hafendamm wird ein Flashmob organisiert – Prof. Baldauf wird unter einem fadenscheinigen Vorwand dorthin gelockt, wo die gesamte Gruppe das Lied „I am Sailing“, von Prof. Nachbaur passend umgetextet, als Bedankungslied für unseren Hollandveteran vorträgt.

Immerhin ging von ihm vor genau 20 Jahren die Initiative für die erste Sportwoche in Holland aus und viele weitere wurden von ihm immer unter großem persönlichem Einsatz organisiert, wobei diese heurige Fahrt mit der Rekordzahl von 6 Klassen wohl sein Meisterstück gewesen ist.

Danach gibt es ein letztes Mal Singen auf Deck, Gesellschaftsspiele und Gespräche unter Deck, bis es dann doch Zeit wird, das Gepäck in Ordnung zu bringen und wenigstens ein paar Stunden Augenkosmetik zu betreiben.

Freitag, 30.6.23

Schweren Herzens wird ein Frühstück improvisiert (aufgrund mangelhafter Holländischkenntnisse gibt es Buttermilch zum Müsli und in den Kaffee), Müll entsorgt und ein paar (innere) Abschiedstränen zerdrückt. Dann tauschen wir einen schwankenden Untergrund gegen den anderen, aber Jochen und Markus chauffieren eine müde, aber glückliche Gruppe von starken Personen in ihren Bussen sicher nach Hause, wo die Jugendlichen relativ unbeschädigt an ihre Erziehungsberechtigten übergeben werden können.

An dieser Stelle muss nochmals an Prof. Baldauf ein herzlicher Dank ausgesprochen werden, der dieses Erlebnis grundsätzlich ermöglicht hat, ebenso allen beteiligten Lehrpersonen und nicht zuletzt auch unseren Schülerinnen und Schülern, die sich – entgegen mancher Unkenrufe über die heutige Jugend – sich als äußerst angenehme Gruppe erwiesen haben.